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Geschäftsbericht 2020

150 Jahre Continental

Geschäftsbericht 2020

Brief des Vorstandsvorsitzenden

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Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,

die folgenden Zeilen schreibe ich Ihnen in den ersten Tagen unseres Jubiläumsjahres 2021. 150 Jahre Continental: In dieser Zeit haben wir viele Hochs gefeiert und viele Tiefs gemeistert. Jetzt erleben wir erneut eine tiefgreifende industrielle Zäsur; den Beginn einer neuen Ära.

Ende 2020 hat mein Vorgänger Dr. Elmar Degenhart sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt. Als sein Nachfolger antreten zu dürfen, ist für mich eine große Ehre. Nach der großen Finanzkrise 2009 hat Elmar Degenhart für Continental beispiellos steigenden Wert erreicht. Er hat uns zurück in den DAX-30-Kreis geführt und über ein Jahrzehnt hinweg entscheidende Fundamente gelegt: für unsere Zukunftsfähigkeit und für dauerhafte Wertschöpfung. Besonders unsere gefestigte Werteorientierung bildet gerade jetzt eine hervorragende Basis, auf der das weltweite Continental-Team und ich nun aufbauen. Dafür gilt ihm mein und unser aller Dank.

Die aktuelle Phase unserer Transformation ist sehr anspruchsvoll. Sie fordert von uns entschlossenes Handeln und Umsetzungsstärke. Zielorientiert und pragmatisch meistern wir die drei großen Herausforderungen, vor denen wir stehen.

Erstens: die tiefgreifende mittel- bis langfristige technologische Transformation. Sie ist beispiellos in unseren Industrien. Die Stichworte dafür lauten Digitalisierung, Software und elektrische Antriebe. Alle drei bieten uns enorme Chancen, die wir gezielt nutzen. Bereits 2018 haben wir die entsprechende Transformation unseres Geschäfts und unserer Struktur eingeleitet.

Zweitens: die eingebrochene Produktion von Fahrzeugen. Seit 2018 bewegte sie sich in eine tiefe Talsohle. Im zurückliegenden Jahr liefen weltweit nur rund 75 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge von den Bändern. Vor Beginn der Krise aber lagen die Prognosen noch bei 100 Millionen Fahrzeugen für 2020. Mit einer Rückkehr auf das Vorkrisenniveau rechnen wir bestenfalls 2025.

Und drittens: die Corona-Pandemie. Sie verursachte kurzfristig eine drastische Verschärfung der Situation. Darauf hat unser weltweites Team sehr schnell und flexibel reagiert. Mehr als 93.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wechselten ins Homeoffice. In Deutschland waren rund 32.000 Beschäftigte in Kurzarbeit tätig. Wo immer notwendig, hat die Belegschaft Verzicht geleistet und Kosten gesenkt. Dafür danken wir allen sehr!

Dennoch haben diese drei Entwicklungen in unserem Ergebnis für das Jahr 2020 deutliche Spuren hinterlassen. Zwar konnten wir uns unter den gegebenen Umständen operativ gut behaupten und zum Beispiel einen positiven Free Cashflow erzielen sowie neue Serienaufträge in Milliardenhöhe gewinnen. Unter dem Strich aber mussten wir erhebliche Rückschläge verkraften. Dies gilt sowohl für den Umsatz als auch für den Ertrag.

Unsere Antwort auf diese Entwicklungen ist unsere neu ausgerichtete Strategie. Sie baut auf drei Säulen auf.

Die erste und vordringlichste Säule heißt Stärkung der operativen Leistungsfähigkeit. Dazu passen wir kurzfristig und zielgenau unsere Kostenstruktur an das veränderte Umfeld an, verbessern unsere Qualität und steigern unsere Produktivität.

Die zweite strategische Säule ist die Differenzierung des Portfolios. Das bedeutet: Einen Teil unserer Geschäfte richten wir vor allem auf Ertrag aus. Mit dem anderen Teil verfolgen wir vor allem Wachstumsziele. Beide Vorgaben stellen unterschiedliche Anforderungen – und verlangen deshalb eine unterschiedliche Herangehensweise.

So passen wir jetzt Kapazitäten und Prozesse an. Wir verlagern Standorte und schließen sie, wo unumgänglich. Ab 2023 streben wir auf diese Weise jährliche Bruttoeinsparungen von mehr als einer Milliarde Euro an. Diesen Wandel setzen wir schnell, stringent und zielgerichtet um. Wir führen einen transparenten Dialog mit unseren Arbeitnehmervertreterinnen und -vertretern. Trotzdem verläuft der Prozess nicht überall schmerzfrei. Tatsache aber ist: Der weltweite Wettbewerb verschärft sich zusehends. Und nur mit diesen Anpassungen sichern wir künftigen Erfolg und dadurch Beschäftigung.

Prozessorganisation und technischer Fortschritt sind wichtig. Aber sie machen nicht allein die Zukunft aus. Die Zukunft gestalten die Menschen. Deshalb heißt die dritte Säule unserer Strategie: konsequentes Nutzen von Chancen. Dafür setzen wir vor allem auf unsere stark ausgeprägte Gewinnermentalität, auf Transparenz und Tempo, auf Vertrauen und Feedbackkultur. Neu eingeführte Anreizsysteme schaffen in diesem Zusammenhang weitere wichtige Voraussetzungen – zum Beispiel beim Thema Nachhaltigkeit. Kaum ein anderer Zulieferer zeigt sich auf diesem Gebiet entschlossener als Continental. Schon ab 2022 wollen wir etwa unser weltweites Geschäft für emissionsfreie Fahrzeuge komplett klimaneutral stellen. So nutzen wir die Krise als Chance zum frühen Start in unsere nächste Wachstumsphase.

Schon innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre wird sich dieser neue Kurs auszahlen. Mit zunehmender weltweiter Erholung der Märkte wächst auch unser Umsatz wieder. Wir peilen mittelfristig einen organischen Zuwachs von durchschnittlich rund 5 bis 8 Prozent pro Jahr an. Für die bereinigte EBIT-Marge haben wir uns zwischen rund 8 und 11 Prozent vorgenommen, für die Rendite auf das eingesetzte Kapital rund 15 bis 20 Prozent – auch wenn uns kurzfristig Pandemie-bedingte Herausforderungen weiter beschäftigen werden. Dazu zählen beispielsweise Engpässe in der Lieferung von Elektronikbauteilen, mögliche Volatilität durch weitere Lockdowns oder die Entwicklung der Rohstoffpreise.

Vor 150 Jahren hat Continental mit der Produktion von Weichgummiteilen und Puffern für Pferdehufe begonnen. Dann folgten Hartgummiprodukte. Schließlich kam der Durchbruch mit Reifen für Fahrräder, später für Kraftfahrzeuge. Heute sind wir zu einem der größten Zulieferer der weltweiten Automobilindustrie aufgestiegen. Jetzt ist es Zeit für den nächsten entscheidenden Schritt: Wir wandeln uns zum globalen Unternehmen für Technologie und Mobilität. Dafür nutzen wir zum einen unsere traditionellen Stärken. Zum anderen setzen wir neue Schwerpunkte in den Bereichen Digitalisierung, Software und Sensorik.

Vom Erfolg dieses Kurses sind wir überzeugt. Denn wir nutzen damit die aktuellen Veränderungen für Innovationen und eine neue Orientierung. So sind wir in der Vergangenheit aus Krisen als Gewinner hervorgegangen. Und so meistern wir auch die aktuelle Transformation, indem wir kontinuierlich mehr Wert schaffen: für Sie, unsere Aktionärinnen und Aktionäre. Für unsere Kunden. Und für alle weiteren Stakeholder.

Mit freundlichen Grüßen

Nikolai Setzer
Nikolai Setzer
Vorsitzender des Vorstands

Nikolai Setzer

Nikolai Setzer
Vorsitzender des Vorstands