Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,
das Geschäftsjahr 2018 war für uns alles andere als einfach. Zur Jahresmitte verschlechterten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf allen großen Märkten erheblich: in China, den USA und in Europa. Dazu beigetragen haben die sich hinziehende Umstellung auf das neue Abgastestverfahren WLTP bei unseren Kunden sowie die Handelskonflikte der USA mit China und Europa. Die Folge: Die Autoindustrie hatte für 2018 weltweit einen Produktionszuwachs von zwei Millionen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen erwartet. Daraus wurde stattdessen ein Produktionsrückgang um etwa eine Million Fahrzeuge.
Hinzu kamen Herausforderungen, die wir selbst zu verantworten hatten. Dazu zählten zum Beispiel höhere Entwicklungskosten als erwartet in unserer Automotive Group. Sie waren die Folge des hohen Auftragseingangs der vorherigen zwei bis drei Jahre. Er hat 2018 erneut das Rekordniveau von rund 40 Milliarden Euro erreicht. Zusätzliche Belastungen resultierten zum einen aus Gewährleistungsfällen, zum anderen aus Anlaufkosten für neue Produkte und Werke. Erhöhte Kosten verzeichneten wir im Antriebsbereich aufgrund der Umstellung auf Produkte und Systeme für Hybrid- und Elektrofahrzeuge. Im August 2018 verringerten wir deshalb erneut unsere Umsatz- und Ergebniserwartungen.
Als Reaktion auf die schwächere Marktentwicklung haben wir 2018 unsere Produktions- und Prozesskosten durch zusätzliche Maßnahmen weiter optimiert. Wir haben unsere geplanten Investitionen überprüft und unsere Ausgaben der geringeren Umsatzentwicklung angepasst. Betroffene Geschäftsbereiche richteten wir strategisch neu aus und nahmen personelle Veränderungen auf Leitungsebene vor.
Unter den gegebenen Rahmenbedingungen erzielten wir 2018 ein solides Ergebnis. Daran haben alle Mitglieder des weltweiten Continental-Teams mitgewirkt. Meine Vorstandskollegen und ich sagen dafür allen Beschäftigten herzlichen Dank!
Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle meinem Kollegen José A. Avila, der zum 30. September 2018 aus dem Vorstand ausschied. Er hatte 2010 die Leitung der Division Powertrain in einer sehr schwierigen Geschäftsphase übernommen und sie seitdem unter den weltweit führenden Anbietern erfolgreich etabliert.
Wir bleiben langfristig auf Wachstum programmiert. Unser Ziel, in der Automotive Group drei bis fünf Prozent schneller zu wachsen als die zugrunde liegenden Märkte, wollen wir auch in Zukunft erreichen. Die erfreulichen Auftragseingänge auch des Jahres 2018 bestätigen diese Erwartung.
Das erste Halbjahr 2019 hat stürmisch begonnen, da das Marktumfeld unverändert schwierig geblieben ist. Mit Blick auf das zweite Halbjahr sind wir vorsichtig optimistisch. Wir erkennen dort das Potenzial für Stabilisierung und leichte Aufwärtstendenzen.
Für den Wettlauf um die Zukunft der Mobilität sind wir technologisch gut aufgestellt. Umweltschutz, Elektroantrieb, autonomes Fahren, Konnektivität und neue Dienstleistungen für Mobilität und Transport sind für uns grundlegende Wachstumsfelder. Unsere Kunden werden 2019 dort die entscheidenden Weichen für die Technologien der Zukunft stellen. Dafür brauchen sie starke und verlässliche Partner wie uns.
Den tiefgreifenden Umbau der für uns relevanten Industrien gestalten wir aus einer starken Position heraus mit. Unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt. Das ist ein ermutigendes Zeichen. Daher werden wir trotz der bestehenden Unsicherheiten weiter auf hohem Niveau in profitables Wachstum und die Zukunft Ihres Unternehmens investieren.
Auf die Transformation der für uns relevanten Industrien haben wir uns frühzeitig vorbereitet und deswegen schon vor Jahren unsere eigene eingeleitet. Bis Anfang 2020 stellen wir uns dafür organisatorisch neu auf. Unsere Strukturen werden dadurch noch übersichtlicher, einfacher und flexibler, unsere Entscheidungswege kürzer und unsere Abläufe schneller.
Die rechtliche Verselbstständigung unseres Antriebsgeschäfts erfolgte zum 1. Januar 2019. Die Vorbereitungen für einen möglichen Teilbörsengang im zweiten Halbjahr 2019 verlaufen planmäßig. Damit erweitern wir unseren unternehmerischen Spielraum.
Im künftigen Bereich Automotive bündeln wir einen bedeutsamen Teil unserer Forschung und Entwicklung. Ziel ist es, schneller, flexibler und gezielter auf Kundenwünsche eingehen zu können. Dies geschieht, indem wir Software-Bausteine für vergleichbare Systeme zentral entwickeln und mehrfach verwenden. Zusätzliche Vorteile erwarten wir aus vereinheitlichten Entwicklungsprozessen sowie der Verwendung gleichartiger Methoden und Werkzeuge. Alles in allem schaffen wir so ein für heutige und künftige Talente attraktives Zentrum der Technologieentwicklung. Wir verfolgen damit einen einheitlichen Fahrplan und stellen allen Geschäftsbereichen eine weltweit wettbewerbsfähige Kompetenz für die Architektur von Systemen und Funktionen zur Verfügung.
So unterstreicht Ihre Continental den Anspruch, in den Bereichen Qualität, Innovation und finanzielle Leistungsfähigkeit dauerhaft führend zu sein und als wegweisendes Technologieunternehmen sowie als attraktiver, fortschrittlicher Arbeitgeber zu gelten.
Wir haben uns viel vorgenommen. Ihr weltweites Continental-Team ist hochmotiviert. Mit vollem Engagement und voller Zuversicht stellen wir 2019 und 2020 entscheidende Weichen für den dauerhaften Erfolg und die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens.
Dr. Elmar Degenhart
Vorsitzender des Vorstands